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In Griechenland – ich


Pan

Und auf schattig sich windendem Wege,
hinüber nach Epidauros,
durch schwangeren Duft der Orangen,
von kichernden Nymphen begleitet,
wurd' leicht ich zum lüsternen Pan.

Doch mulmig war mir zumute,
als von Argos herauf so prächtig
Apollon gefahren kam.

Ich schlug mich ganz schnell in die Büsche.
Die Nymphen zerstoben im Nu,
nur ihr Duft blieb mir lang in der Nase.
Nicht göttlich, nein, panisch enttäuscht,
trollt' ich mich zurück nach Mykene.


Mykene - kriegerisch

Stechen
blutrünstig wie die Erinnyen:
Anopheles.
Für meine Klage sind sie taub,
und wenn ich Tausende erschlag
unter dem Löwentor.


Erhaben

Wie Gerippe grinsen herüber
die kalkweißen Säulenstümpfe,
einst kitschig und grellbunt bemalt
im Stile der Jahrmarktsorgeln,
die auch schon alt sind und warten,
ohne Ton – still erstarrt sind die Putten -,
dass ein Winkelmann trunken sie lobe
als erhabene Kunst alter Zeiten.


Στην αναζήτηση

Ach, der räudigen Ziegen Pisse
übertönte zitronigen Duft,
der von drüben herüberwehte
zu mir, der voll Hoffnung ich suchte
nach Ophrys, Serapias und Orchis.
 
Von weitem schien mir der Hang
eine Fundgrube erster Ordnung.
Doch ich fand da nur Ziegenköttel
und in Dornen verfangen die Wolle
der grässlich blökenden Schafe.

Im Gegenlicht schien durch die Sträucher
die Gestalt eines riesigen Fauns.
Er lachte mich an, nein, mich aus
und ließ einen riesigen Furz,
der mich umwarf und tödlich fast bannte
auf die sonnenbestrahlte Erde.
 
Da lag ich, versuchte vergeblich,
mich zu rappeln wie einst die zwei Hasen,
äugte hin und erspähte mit Grauen:
kein Faun, eines Rindes Kadaver
hing im Gebüsch dieses Hanges,
ein geschundener Minotaurus.
Er stank ohne Furz, ohne Odem,
die Fliegen umsummten ihn munter,
er war ja für sie ganz sicher
eine nahrhafte Kinderstube.

Ich wandte mich ab trüben Blickes,
in den Ohren das Brummen der Fliegen,
in der Nase den Duft aus der Hölle.
Nur mühsam tappte ich weiter,
sah nichts als den steinigen Weg,
der mich führte zu anderen Hängen,
wo es lohnte die Augen zu heben.


Ophrys helenae

Auf die Knie bin ich sachte gegangen
vor Mutter Helenes Blume,
hab entzückt meiner Kamera Auge
auf sie gerichtet - fast zitternd.

Doch mein Klicken kam leider zu spät,
denn der Schuh einer deutschen Touristin
trat sie platt auf dem Boden des Weges,
eines steinigen Pfads, den die Deutsche,
mit der Seele Griechenland suchend,
profan mit den Schuhen beschritt,
während ich, wie einst Ikarus schwebend
in meinen botanischen Himmeln
und unsanft zur Landung gezwungen,
auf all meinen Vieren nur stöhnte:

Du Ungeist, du trampelnde Schöne,
wie wünsche ich dir voller Ärger
herbei einen geilen Satyren,
der dich raubte und heftig betörte
und dir gäbe zum fröhlichen Abschied
einen kräftigen Tritt seines Hufes,
wie einst Mörike dem Rezensenten,
so von hinten wohlfeil aufs Gesäße!

Und schon raschelte leis die Phrygana,
elegant entstieg ihr ein Bock
der riesigen griechischen Ziegen,
er senkte nur wenig den Kopf
und jagte die jauchzende Schöne
den Pfad entlang und hinüber
zum Tempel der Liebesgöttin.

Doch ich, der ich wahrlich kein Spanner,
besah mir nicht mehr, was nun folgte,
ich rappelte mich und ich suchte
die nächste Ophrys helenae.
Und tatsächlich prangte sie lockend
zwischen Anemonen und Fenchel,
Und Aiolos bremste die Winde,
und die Sonne ließ Helios strahlen,
dass mein Klicken mir diesmal gelänge.


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