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Selim III. (* 24. Dezember 1762; † 28. Juli 1808)
Text und Melodie

Übersetzung von Guntram Erbe


BÛSELÝK  ÞARKI
Bir pür cefa

Bir pür cefa hoþ dilberdir
Müptelâyým hayli demdir
Elbet gönül arzu eyler
Gül yanaðý her þeb terdir.

Görebilsem, sevebilsem yar yar aman    
Aman aman gül yanaðý her þeb terdir.

Yalvardýkça inad eder
Insaf eyle gayrý yeter
Üzerine pek varamam
Korkarým ki kaçar gider

Görebilsem, sevebilsem yar yar aman
Aman aman gül yanaðý her þeb terdir.

BÛSELÝK - LIED
Dieser Süßschönen


Dieser Süßschönen, Treulosen bange
Verfallen bin ich schon lange.
Gewiß, ach, begehrt mein Herz allzu sehr
Ihre taufrische, rosige Wange.

Könnt' ich sie doch sehen, sie streicheln, o Freund, ach, ach
Ach, ach, o Freund, ihre taufrische, rosige Wange.

Je mehr ich erfleh’, desto mehr sträubt sie sich.
Jetzt ist es genug! Ach, erbarme dich!
Nicht allzu nah kann ich ihr kommen,
Sonst läuft sie davon, das befürchte ich.

Könnt' ich sie doch sehen, sie streicheln, o Freund, ach, ach
Ach, ach, o Freund, ihre taufrische, rosige Wange.

buselik

Notenedition by Guntram Erbe

In der Praxis wird die Melodie der Stimmlage des Sängers angeglichen, also transponiert.
So ist es bei dernachfolgenden Aufnahme.

Das Lied gesungen von Bekir Sýdký Sezgin
und in der Fassung einer Wiener Band:
mp3
(Danke, lieber Zeki Baktýr!)


 

Die Bûselik-Tonreihe



Der chromatische Abschnitt der Tonreihe wird normalerweise nicht als chromatische Melodik wirksam. Die vom „Äolischen“ abweichenden alterierten Töne müssen als Alternativtöne betrachtet werden. Welcher Alternativton gewählt wird, hängt vom Zusammenhang und der Funktion innerhalb einer Melodie ab.

Im Bûselik Selims III. allerdings finden wir eine an westliche Musik gemahnende Chromatik.
Im Zwischenspiel kommen die Tonfolgen h-c-cis-d und e-f-fis-g vor.

Die europäische Notation erfasst die tatsächlichen Tonhöhen der Tonreihe, auf der das Lied beruht, nicht. Das trifft auf alle Systeme zu, die nicht vom gleichschwebenden Halbton ausgehen. Verschiedenste rechnerische Annäherungen zur Darstellung der wirklich erklingenden, musizierten Tonhöhen wurden geschaffen, so z. B. die Unterteilung der Oktav in 53 Teile. Danach habe ich die Tonhöhen der Bûselik-Tonreihe errechnet.
 
Erläuterung zur folgenden Tabelle:
Die Oktave ist in 53 gleichgroße Teile zerlegt.
Die Stufen sind 4/53, 5/53 oder 9/53 Oktaven voneinander entfernt.
Daraus errechnet sind die Abstände vom Grundton a' in Cent
sowie die absolute Tonhöhe in Hertz. Die Zahlen sind gerundet.
9
4 9 5 4 4 4 5 4 5
53/53 
1200 Cent   880 Hz  a''
9 4 9 5 4 4 4 5 4  
48/53 
1087 Cent   824 Hz gis''
9 4 9 5 4 4 4 5    
44/53 
996 Cent   782 Hz g''
9 4 9 5 4 4 4      
39/53 
883 Cent   733 Hz fis''
9 4 9 5 4 4        
35/53 
792 Cent   706 Hz f''
9 4 9 5 4          
31/53 
702 Cent   660 Hz e''
9 4 9 5            
27/53 
611 Cent   626 Hz es''
9 4 9              
22/53 
498 Cent   587 Hz d''
9 4                
13/53 
294 Cent   522 Hz c''
9                  
9/53 
204 Cent   495 Hz h'










     440 Hz a'


Der Usul ( Rhythmus-Pattern ) des Liedes ist Aksak ( „hinkend“ )

Dem Lied liegt der Usul Aksak zugrunde. Meine Art, den Usul zu notieren, entspricht nicht der modernen Usul-Notation, in der der tiefe Klang in der oberen Zeile und der hohe Klang in der unteren Zeile geschrieben wird. Sie wurde von der von Kurt Reinhard in Musik der Türkei verwendeten Notation abgeleitet. Reinhard vereinfacht dabei die Notation Rauf Yektas.
Außerdem verwende ich die traditionellen Silben eigentlich falsch. Meine Absicht dabei ist, die polyrhythmische Struktur sichtbar zu machen. Ich meine, dass in meiner Notation Notenbild und (westliche) Klangvorstellung am besten übereinstimmen.

Die beiden sich überlagernden Rhythmen ergeben gemeinsam einen Melorhythmus.
Innerhalb der blauen Klammer sind die Rhythmen entflochten ( hohe Stimme: tek ; tiefe Stimme: düm ).
So lässt sich leichter der im Aksak angelegte Polyrhythmus erkennen, der den „hinkenden“ Charakter bestimmt.

 
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