Johann Wolfgang von Goethes zwei linke Füße


Motto:
manche meinen
lechts und rinks
kann man nicht velwechsern
werch ein llltum

Die Darstellung der Beine, Füße und Schuhe auf Tischbeins Ganzkörperporträt Johann Wolfgang von Goethes aus dem Jahr 1787 bewirkt beim heutigen Betrachter den Anschein, der Maler oder der mögliche Vollender seines Bildes habe zwei linke Füße gemalt.

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Die Bein- und Fußstellung mag diese Annahme unterstützen, doch die Schuhe können nicht als Beweis herangezogen werden; denn in der Entstehungszeit des Bildes gab es keine Unterscheidung in der Grundgestalt von rechtem und linkem Schuh. Für beide Schuhe wurde derselbe Leisten verwendet. Unterschiede ergaben sich durch Accecoires wie Schnallen und Bänder. Wurde ein weiches Oberleder verwendet, konnten die Schuhe mit der Zeit die unterschiedliche Gestalt der Füße annehmen.

Ausschnitte aus Bildern, die zwischen 1500 und 1804 entstanden, können das belegen.

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Meister des Bartholomäusaltars:
Collage aus der Kreuzabnahme, um 1500,
 •    rechts in der Collage: rechter Fuß im Original, als linker Fuß eingesetzt
 •    links in der Collage:   rechter Fuß kopiert und rotiert


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Rembrandt van Rijn:
Nachtwache, 1642
Ein rechter Schuh wirkt ohne dazugehörige Gestalt auf den heutigen Betrachter wie ein linker Schuh.


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Justus van Egmont:
Louis XIV., 17. Jahrhundert
Zuordnung zu rechts oder links kaum möglich.


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Antoine Watteau:
Gilles, etwa 1718/1719
Weiches Oberleder nimmt die Gestalt der Füße an.


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Sir William Beechy:
Collage aus Zwei Kinder mit Spaniel, etwa 1790
Ein Fuß wurde horizontal gespiegelt. Welcher Fuß zeigt die ursprüngliche      Stellung?


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Jean-Auguste-Dominique Ingres:
Napoleon Bonaparte als Erster Konsul, 1804


Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden linke und rechte  Schuhe allgemein unterschieden. Den Weg dazu bahnte die Streitschrift
Die richtige Gestalt der Schuhe des Anatomen Georg Hermann von Meyer
aus dem Jahr 1858.


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Vincent van Gogh:
Ein Paar Schuhe, 1887