Im Gedenken an Prof. Dr.
Manfred Blösch (1934 – 2015)
Die Heuschrecken-Sandwespe Sphex funerarius Beobachtungen aus den Jahren 2017 und 2019 Nahezu
50 Jahre lang konnte die Grabwespe
Sphex
funerarius in Deutschland nicht mehr gefunden werden, bis
sie 1993 im Oberrheingraben wieder auftauchte. Ihr
wiederholtes
Vordringen nach Deutschland innerhalb der letzten 160 Jahre steht in
Bezug zu wiederholten Wärmeperioden.
Beständige Lebensräume reichen vom Mittelmeergebiet bis nach Zentralasien. Sphex funerarius bevorzugt neben warmen Klimaten sandige und wenig bewachsene Habitate und ist abhängig vom Vorkommen von Laubheuschrecken (Tettigoniidae) und Echten Grillen (Grillidae), mit denen das Weibchen seine Brutkammern ausstattet, und die Proviant für die Entwicklung der Larven darstellen. In Mittelfranken wurde Sphex funerarius erstmals wieder 2007 von Manfred Blösch bei Möhrendorf aufgefunden. Seither konnte diese Grabwespe vermutlich entlang der Sandachse bis nach Hilpoltstein und weiter bis zu den Sandgruben bei Pyras vordringen. Am 21. und 22. Juni 2017 hielt sich ein Weibchen auf dem Grundstück Blumenstraße 16 in Hilpoltstein auf und trank ausgiebig Nektar am Dost (Origanum vulgare). Obwohl hier einige Laubheuschrecken leben und schüttere Trocken- und Halbtrockenrasen vorhanden sind, blieb es in diesem Jahr bei diesem kurzen Besuch. Aufnahme vom 21.07.2017 um 15.46 Uhr Aufnahme vom 21.07.2017 um 15.47 Uhr Aufnahme vom 22.07.2017 um 14.12 Uhr Aufnahme vom 22.07.2017 um 14.16 Uhr 2019 dagegen konnten ab dem 5.07. über längere Zeit mehrere Weibchen und Männchen von Sphex funerarius beobachtet werden. Auffällig war, dass in der Flugzeit der Weibchen außer wenigen Männchen der Punktierten Zartschrecke Leptophyes punctatissima keine Laubheuschrecken auf dem Grundstück zu finden waren und die bisher lautstark zirpenden Feldgrillen (Gryllus campestris) des Steingartens und der Umgebung des Grundstückes nicht mehr zu hören waren. Das deutet darauf hin, dass sich Sphex funerarius hier dauerhaft angesiedelt hat. Weibchen auf dem Blütenstand einer Küchenzwiebel (Allium cepa) Aufnahme vom 5.07.2018 um 17.49 Uhr Männchen auf dem Blütenstand von Origanum vulgare Aufnahme vom 24.07.2019 um 15.28 Uhr An Stauden von Origanum vulgare konnten bis zu drei Weibchen
gleichzeitig beobachtet werden, die sich allerdings aus dem
Weg gingen.
Rasche Kopulationsversuche von Männchen blieben erfolglos. Übernachtungen von
Männchen
Ein Männchen richtete sich zum Übernachten auf einem abgeblüten Blütenstand einer Sand-Grasnelke (Armeria maritima subsp. elongata) ein. Dabei reagierte es nervös auf den Fotografen und flog mehrmals ab und wieder herbei. Aufnahme vom 6.08.2019 um 19.05 Uhr Aufnahme vom 6..08.2019 um 19.17 Uhr Nach
einer regnerischen Nacht verbrachte ein Männchen
hier den gesamten zum Teil heftig verregneten Tag und die
nachfolgende Nacht, wobei es mehrfach die Position wechselte.
Aufnahme vom 7.08.2019 um 7.04 Uhr Aufnahme
vom 7.08.2019 um 19.42 Uhr
Aufnahme vom 8.08.2019 um 7.33 Uhr Aufnahme
vom 8.08.2019 um 7.33 Uhr
Das Männchen ließ sich von der Morgensonne lange
abtrocknen und flog erst um 10.09 Uhr vom Schlafplatz ab. Dabei verfing
es sich zunächst in nahen Grashalmen, suchte dann etwas
taumelig den Boden auf, wo es umherkrabbelte und immer wieder zum
Putzen innehielt.
Aufnahme vom 8.08.2019 um 10.09 Uhr Das
Männchen putzte sich nochmals kurz vor dem
endgültigen Abflug um 10.15 Uhr, der zu den nahen
Blumenrabatten führte.
Aufnahme vom 8.08.2019 um 10.12 Uhr Die trockene Nacht vom 8. auf den 9.08.2019 verbrachte wieder ein Männchen auf dem Blütenstand einer Sand-Grasnelke. Aufnahme vom 8.08.2019 um 20.35 Uhr Morgens war es übertaut. Aufnahme vom 9.08.2019 um 6.45 Uhr Dieser
Schlafplatz wurde zwar am Abend kurz aufgesucht, aber nicht mehr
für die Nacht bezogen.
In der Nacht vom 13. auf den 14.08.2019 übernachteten zwei
Männchen mit unterschiedlicher Farbverteilung auf dem
Abdomen gemeinsam auf einer verblühten Sand-Grasnelke.
Aufnahmen vom 13.08.2019 um 19.50 Uhr und vom 14.08.2019, 6.06 Uhr In
der Folgenacht ruhte wieder
nur ein Männchen auf einer Sand-Grasnelke. Es kehrte
regelmäßig bis zur Nacht vom 20. auf den 21.08.2019
wieder, auch an regnerischen Nachmittagen. Dabei ruhte es nicht immer
auf demselben Blütenstand, sondern manchmal auf einem direkt
daneben.
Aufnahme vom 21.08.2019 um 7.27 Uhr Sand-Grasnelken als Nektarquelle Die
blühenden Sand-Grasnelken des Standortes dienten am Nachmittag des 21.08.2019
einem Männchen und
am 22.08.2019 einem
Weibchen von Sphex
funerarius als Nektarquelle.
Aufnahmen vom 21.08.2019 um 17.04 und vom 22.08.2019 um 14.31 Uhr Das
Sphex funerarius ♀ suchte
zwischendurch den Boden des Standortes auf und krabbelte ohne
erkennbaren Grund ein paar Minuten lang zwischen den Gräsern
und
Blättern weiterer niedriger Pflanzen herum. Dieses Verhalten
glich dem von gleichzeitig beobachteten Podalonia spec. ♀♀.
Am Abend des 21. 08.2019 kam das Sphex funerarius ♂ nicht zum Schlafen. Doch vom Abend des 22. bis zum Morgen des 27.08.2019 nächtigte wieder ein Männchen hier. Vom 27. auf den 28.08.2019 waren es zwei Männchen. Aufnahmen vom 27.08.2019 um 18.50 und vom 27.08.2019 um 8.48 Uhr Eines
der Männchen kam anschließend
regelmäßig zum Nächtigen bis zum Morgen des
1.09.2019.
Aufnahme vom 1.09.2019 um 7.21 Uhr Nach dieser Aufnahme ließ sich das Männchen fallen und verharrte lange Zeit zwischen dem Unterwuchs.
Am Abend kehrte es nicht mehr zurück. Ein Weibchen von Sphex funerarius mit erbeuteter Feldgrille unterwegs zum Nest in einer aufgelassenen Sandgrube bei Pyras Aufnahme vom 2.09.2019 um 15.04 Uhr Siehe dazu: Sphex funerarius in einer aufgelassenen Sandgrube bei Pyras (PDF 2,28 MB) |