Guntram Erbe Der Bilderseher Zwei Erzählungen
Exposé: Beide Texte beschäftigen sich zwar mit berühmten Altären, sind aber keineswegs fromme Kunstbetrachtungen, sondern lebendig fabulierte Erzählungen voller Überraschungen. Sie können einzeln oder auch gemeinsam, in jedem Fall zusammen mit Abbildungen der Altäre herausgegeben werden. „Der Bilderseher“ berichtet über einen blinden alten Mann und einen jungen Maler, die gemeinsam auf eigenartige Vorgänge in der Geschichte des Genter Altares stoßen. Akustische Phänomene im Berliner Dom spielen eine geheimnisvolle Rolle. Die Gedanken der Protagonisten zu Rassismus und Fremdenfeindlichkeit werden in eine spannende, skurrile und gut zu lesende Geschichte integriert. Dabei vermischen sich Eindrücke des Altares mit den Erinnerungen des alten Mannes an sein Schicksal und das seiner jüdischen Familie sowie mit den Erinnerungen und Gedanken des jungen Mannes an seine türkische Freundin. Die eigentliche Hauptperson ist der alte, blinde „Bilderseher“. Es handelt sich um einen als Junge nach London emigrierten Juden, der seine Vergangenheit und deren Bewältigung in Berlin sucht - symbolisiert durch die insgeheime Suche nach den „Gerechten Richtern“ des Genter Altares. „Wo ist Petrus?" setzt sich wie nebenbei im Gewand einer Lügen- und Schelmengeschichte mit Inhalten und Aussagen des Kirchenväter-Altares Michael Pachers aus der Münchner Alten Pinakothek auseinander („Da werde ich mir wohl eine gehörige Portion Lügen einfallen lassen müssen, bevor die mir glauben.“). Das etwas wirre „Ich“ sucht nach einer nicht abgebildeten Figur, die zusammen mit einem ihr zugeordneten Attribut für die Aussage des Altares eine bedeutsame Rolle spielt. Der Leser macht sich auf zu einer lustvollen Reise durch die Bilderwelt des Altares und die Innenwelten des „Ichs“. Die fiktive Herausgeberin Polly Heilsam begründet ihren Einsatz für dieses Machwerk im (ironisch gemeinten) Nachwort so: „Angeregt durch Leo Navratils Standardwerk und eine hervorragende Dauerausstellung im ,Kurpfälzischen Museum‘ in Heidelberg, habe ich mich nicht nur als Kunsthistorikerin mit der Kunstbetrachtung psychisch Kranker beschäftigt. Beredtes Zeugnis der kreativen Möglichkeiten dieser Patienten ist der vom Autor in Anspielung auf Augustinus, Rousseau und Casanova ,Ein Bekenntnis‘ untertitelte ,Roman‘ eines Mannes, dessen psychische Entwicklung während des Schreibens immer mehr gespaltene Züge offenbart hat. Dabei ist nach meiner und der eher maßgebenden Meinung der Verlagslektoren ein Kunstwerk entstanden, das weit über den therapeutischen Wert hinaus Gültigkeit erlangen wird.“ *
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