Aus Maler Nolten
Denn eines
Morgens
erwachte er vor Tag aus einem unruhigen Halbschlafe
an einem weiblichen Gesang, der aus der Küche des
Wärters
unter seinem Fenster zu kommen schien. Der Inhalt des Lieds, sowenig
es ihm selber gelten konnte, traf ihn im Innersten der Seele,
und die Melodie klang unendlich rührend durch das Schweigen
der dunkeln Frühe, ja die Töne selber nahmen in
seiner
Einbildung eine wunderbare Ähnlichkeit mit der Stimme Agnesens
an.
Früh,
wenn die Hähne
krähn,
Eh die Sternlein verschwinden,
Muß ich am Herde stehn,
Muß Feuer zünden.
Schön
ist der
Flammen Schein,
Es springen die Funken,
Ich schaue so drein,
In Leid versunken.
Plötzlich
da kommt
es mir,
Treuloser Knabe!
Daß ich die Nacht von dir
Geträumet habe.
Träne
auf Träne
dann
Stürzet hernieder,
So kommt der Tag heran -
O ging' er wieder!
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Zum
ersten Male seit undenklicher Zeit fühlte Theobald
wieder die Wohltat unaufhaltsamer Tränen. Die Stimme schwieg,
nichts unterbrach die Ruhe des langsam andämmernden Morgens.
Der Kranke barg das Gesicht in die Kissen, ganz der
Süßigkeit
eines - dennoch so bittern! Schmerzens genießend.
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