Für
Friedrich Rückert ( † 31. Januar 1866 in Neuses ) Mein lieber Freund und Kupferstecher Lieber Freund und Kupferstecher, Reimend führtest du dein Leben. Hoch den Amethystenbecher Heb’ ich auf dein Dichterstreben! Stiegst du morgens aus dem Bett, Schriebst du rasch die Träume auf, Formtest daraus ein Sonett, Schon begann des Tages Lauf. Reimend brachtest du ihn zu, Dichtend, lesend, übersetzend. Gönntest dir wohl niemals Ruh, Stets dein Geistesmesser wetzend? Abends dann beim Frankenwein Hast du alles überdacht, Und schon wieder fiel dir ein, Wie man was zu Reimen macht. Selbst zur späten Geisterstunde Warf dein Hirn dir Reime aus, Stürzten sich aus dunkler Runde Aufs Papier, dir selbst zum Graus. Reim und Metrum, Poesie Wurde dir das Schäfchenzählen, Bis dir Morpheus Schlaf verlieh, Kurze Ruh’ vom Reimequälen. Lieber Freund und Kupferstecher, Reimen war dein ganzes Streben, Hoch den Amethystenbecher Heb’ ich auf dein Dichterleben! |